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Potsdam, 12.11.2018

 

 

Rückblick auf die Fahrsaison 2018:    "Die Hanse"

 

 

Liebe Freunde und Verwandte

 

 

Mit der Rückkehr nach Potsdam am 17.10.2018 haben wir unsere diesjährige Fahrsaison beendet und uns am wohlbekannten Liegeplatz für den Winter 2018/19 eingerichtet. Hinter uns liegt eine ausgedehnte Reise durch Deutschland, die wir unter das Thema "Die Hanse" stellten. Wir wollten verschiedene Hanse-Städte besuchen und dieser mittelalterlichen Fernhändler-Organisation auf den Zahn fühlen. Sie hatte ihre Mitglieder durch Fernhandel unvorstellbar reich gemacht und nebst Kaiser, Königen und Fürsten auch prachtvolle Kunstwerke finanziert, die wir noch heute bewundern können.

 

 

Hansestadt Havelberg

Hansestadt Lüneburg

Hansestadt Lübeck

Hansestadt Hamburg

Hansestadt Bremen

 

 

waren unsere Zielorte. Unterwegs stiessen wir zusätzlich auf

Optikstadt Rathenow

Stadt Oldenburg

Till Eulenspiegels Mölln

Hansestadt Minden

Schiffer-Stadt Lauenburg

 
 

Lasst Euch anhand einer Kartenskizze zeigen, wohin unser Schiff seinen Kurs setzte:

 
 

 
 

Als erste Tour wollten wir im Juni unseren Freunden aus Stockholm in einer fünftägigen Rundreise die Stadt Berlin vom Schiff aus zeigen. Wir fuhren von Potsdam aus über den Teltow-Kanal nach Berlin-Köpenick, wo wir auf dem Stadtrundgang beim Rathaus den "Hauptmann von Köpenick" trafen. Wir machten eine Schiffsrundreise via Erkner und über den grossen Müggelsee zurück zum Yachthafen "ProSport Berlin 24" in Köpenick. Anderntags frühmorgens durchquerten wir auf der Spree das Stadtzentrum von Berlin und landeten mit unseren Gästen schliesslich in Berlin-Spandau, wo sie uns verliessen und ihre Ferienreise selbständig fortsetzten.

Der Hauptmann von Köpenick - Aufführung für Touristen im Rathaus zu Köpenick

Der Hauptmann von Köpenick - Eine Aufführung von Laienschauspielern für Touristen im Rathaus von Köpenick.

Der Tor-Wächter von Werben

Als zweite Tour wollten wir die uns vielfach empfohlene "Untere Havel" kennenlernen, ein natürlicher Wasserlauf mit wenig kanalisierten Strecken. Dabei hatten wir einen überraschend interessanten und sehr gastfreundlichen Aufenthalt in der Optik-Stadt Rathenow, bevor wir die Hansestadt Havelberg erreichten. Per Rad und Fähre besuchten wir zusätzlich die nahegelegene Hansestadt Werben - heute ein kleiner, idyllischer Ort an der Elbe.

Stadttor der Hansestadt Werben an der Elbe

Das Elb-Tor von Werben

Untere Havel zwischen Rathenow und Havelberg

Als drittes Ziel lockte uns die Hansestadt Lübeck. Wegen Wassermangel auf der Elbe fuhren wir den Umweg über den Elbe-Havel-Kanal und den Mittellandkanal. In Edesbüttel bogen in den Elbe-Seitenkanal ein, besuchten auf einem Zwischenhalt die Hansestadt Uelzen mit ihrem speziellen Bahnhofsgebäude. Es war 1999/2000 vom Österreicher/Weltbürger Maler / Architekt / Ökologe Friedensreich Hundertwasser (1928 - 2000) umgestaltet worden und gilt als ein Beispiel für eine natur- und menschengerechtere Architektur.

Im Zentrum der Stadt mit ihrer einladenden Fussgängerzone stiessen wir auf ein Glockenspiel am Haus des Goldschmieds und daneben eine interessante Skulptur mit lustiger Geschichte, die den Einwohnern von Uelzen den Spottnamen Ulenköper verschaffte.

Auf der Weiterfahrt stiessen wir kurz nach Uelzen auf die Hansestadt Lüneburg. Dort besuchten wir Andreas, den wir im Frühling in Potsdam kennengelernt hatten, als er uns zusammen mit Uli auf dessen Segelboot einen Kurzbesuch abstattete.

Andreas und seine Frau Katrin zeigten uns auf einer Radwanderung alle Schönheiten und kulinarischen Ecken "ihrer" Stadt, die einst grosser Umschlagplatz für Salz aus den Salinen und Brennholz für die Salinen war. Ein "Alter Kran" im Hafen zeugt noch von dieser wirtschaftlichen Blütezeit. Er soll am 13. August 1840 seine schwerste Last an Land gehievt haben: eine ca. 9,3 Tonnen schwere Dampflokomotive für die Herzoglich Braunschweigische Staatseisenbahn, die auf dem Wasserweg nach Deutschland transportiert worden war. Zum Drehen des Tretrades wurde dabei die Kraft von 38 Menschen benötigt.

Mit Andreas besichtigten wir an einem weiteren Tag das 1170 gegründete Frauenkloster Lüne. Es wurde 1562 evangelisiert und wird noch heute von dort lebenden Frauen geführt. Ihre Wohnungen haben sich der modernen Zeit angepasst. Dadurch sind die früheren Klausen für Besucher zugänglich. Auf dem geführten Rundgang lernten wir viel über das Leben und den Tagesablauf im Kloster im Verlauf der Jahrhunderte kennen. Neben der Brunnenhalle und den wunderschön gestickten Bilderteppichen hat uns der Kreuzgang mit seinem speziellen Taustab-Gewölbe fasziniert. Die Gewölberippen bestehen aus speziell geformte Ziegelsteinen, die aneinander gereiht den Eindruck eines dicken Taus erwecken.

Östlicher Kreuzgangflügel mit Taustabgewölbe im Kloster Lüne.

Nach dem Besuch von Lüneburg senkte uns das Schiffshebewerk Scharnebeck um 37,5 m auf den Wasserstand der Elbe ab und wir fuhren unter Begleitung eines Lotsen die Elbe aufwärts zur Schifferstadt Lauenburg. Über den Elbe-Lübeck-Kanal, vorbei an der Till-Eulenspiegel-Stadt Mölln erreichten wir den Hafen des Lübecker Motorbootclubs, der uns den ganzen Monat Juli beherbergte und uns so eine gemütliche Zeit verschaffte, die Hansestadt Lübeck, diese Kernstadt ("Vorort") der Hanse kennenzulernen.

Es ist nicht der fotografische Weitwinkel - das Holstentor steht tatsächlich schief. Der sandige Grund gab dem Gewicht der massigen Türme bereits in der Bauzeit nach. Es blieb trotzdem das Wahrzeichen von Lübeck und des Lübecker Marzipans.

Eine Führung durch das Museum im Holstentor zeigte uns eindrücklich, wohin und womit die Hanse-Kaufleute aus über 200 Hansestädten im Ost- und Nordseeraum zu über 50 Destinationshäfen Handel getrieben haben.

Speziell interessant war für uns der ausgestellte, greif- und tastbare Stockfisch. Er wurde in den Norwegischen Lofoten gefangen, an Stöcken luftgetrocknet und damit haltbar gemacht, über den Hafen Bergen verschifft und kam als Delikatesse zu Fastentagen auf die Teller der begüterten christlichen Haushalte in ganz Mitteleuropa. Wer nicht so viel bezahlen konnte, musste sich mit dem gesalzenen Hering begnügen. Das dazu benötigte Salz kam zu einem grossen Teil aus der Hansestadt Lüneburg, wo im Deutschen Salzmuseum alles zu diesem Thema zu finden ist.

Auf ihrem Weg zu Segelrevieren im Baltikum rasteten Yvonne und Andreas aus dem Baselbiet mit ihrem Segelschiff im Hafen vom Lübecker Motorbootclub. Andreas richtete für Bernadette einen Blog ein, was ihr von da an gestattet, mit bebilderten Kurzberichten von unseren aktuellen Erlebnissen zu erzählen.
 http://www.dagens-2.blogspot.com/

 
 

Den Monat August verbrachten wir in unserem vierten Ziel, der Hansestadt Hamburg. Mit einem Lotsen an Bord konnten wir von Lauenburg weg ohne Wasserstandsprobleme die Elbe befahren und hatten ab der Schleuse Geesthacht dank abfliessendem Tidewasser sogar einen Bonus in Form von rund 3 km/h zusätzlicher Reisegeschwindigkeit.

Hamburgs neues Wahrzeichen, die Elbphilharmonie, löst den "Alten Michel" (Michaelis-Kirche) ab, der immer mehr hinter den hochgezogenen Innenstadt-Neubauten verschwindet. Die "Elphi" bietet nicht nur eine markante Silhouette, sondern ist dank ihrer Lage direkt an der Elbe von überall her gut zu sehen. Mit Glück kriegten wir für ein Klavierkonzert mit Dichterlesung zwei Tickets und konnten so den grossen Konzertsaal live erleben. Wir hörten - selbst im 6. Rang - jeden Ton im Raum, vom Piano, vom Dichter, aber auch von jedem Hüsteln und Räuspern in den Rängen der Zuschauer. Wehe, wehe, wer da vergisst, sein MobilePhone auszuschalten!

Schiffsfreunde aus Hamburg, Antje und Christoph, packten uns in ihr Auto und zeigten uns das Airbus-Werkareal, das "Alte Land" südlich der Elbe mit seinen unzähligen Fruchthöfen, die Elbfähren und das "Willkomm-Höft" am Fährhaus in Schulau (Wedel), wo alle nach Hamburg einfahrenden Schiffe mit Flaggengruss und Nationalhymne begrüsst und bei der Ausfahrt wieder verabschiedet werden. Der diensthabende Kapitän erklärt währenddessen den Zuschauern am Ufer Herkunft, Destination, Tonnage, Antrieb und viel Wissenswertes mehr über die vorbeifahrenden Schiffe. Vom Restaurant aus, das uns mit einem vortrefflichen Mittagslunch bediente, konnten wir gemütlich dem Treiben zuschauen.

Über so vieles gäbe es noch zu berichten:

von der Speicherstadt, vom Kaffee-Museum, von der Miniatur-Wunderwelt, dem Stadtpark und dem Planetarium, vom Orgelkonzert und Theater, vom Ausflug mit dem "Halunder Jet" nach Helgoland und von Ballinstadt, dem Auswanderer-Museum, vom Musical "König der Löwen" und den Skulpturen von Ernst Barlach. Es könnte Winterabende füllen. Wir werden versuchen, einiges davon noch auf unserer Website zu erzählen.

Doch unsere Reise ging Ende August noch weiter.

 
 

Als fünftes und letztes Ziel dieser Fahrsaison fuhren wir zur Hansestadt Bremen. Diese wäre von Hamburg aus über die Küste relativ schnell erreichbar. Aber Küstenfahrt ist nicht unsere Stärke. Darum machten wir den grossen Umweg über den Mittellandkanal und durften - als grosses Vergnügen - ab Minden die Mittelweser befahren.

Nach ein paar Reisetagen verblieben doch noch genügend Tage im September, um diese Stadt und ihr Umland ausgiebig kennenzulernen. Dabei widmeten uns die Bremer Freunde Werner und Helga als Reiseführer über mehrere Tage ihre Zeit und führten uns mit ihrem Auto an Orte, die wir allein mit unseren Fahrrädern nicht erreicht hätten: Wir umrundeten ganz Bremen, sahen das ausgedehnte Hafengebiet, lernten die Böttcherstrasse kennen, lauschten dem Glockenspiel aus 30 Meissner Porzellanglocken und durchstreiften das Schnoor-Viertel, zollten dem grossen Roland unsere Ehrerbietung, besuchten den St. Petri-Dom,

trafen auf den Denkort Bunker Valentin, in welchem geplant war, deutsche U-Boote in Serie herzustellen, wäre da nicht der 2. Weltkrieg früher zu Ende gegangen. Heute ist der Bunker ein unübersehbares Relikt der nationalsozialistischen Rüstung für den Seekrieg und ein Ort der Erinnerung an den Krieg und an die Verbrechen der nationalsozialistischen Herrschaft.

Als ganz grosses Highlight erlebten wir den Ausflug nach der Künstlerkolonie Worpswede, wo Otto Modersohn und seine ebenfalls malende Frau Paula Modersohn Becker, ihr Freund Heinrich Vogeler und Rainer Maria Rilke nebst vielen anderen Künstlern wirkten. Wir hatten Leben und Werk von Paula Becker und ihre Ehe mit Otto Modersohn im Winter 2016 im Film "Paula – Mein Leben soll ein Fest sein" kennengelernt und waren begeistert. In den Museen in Worpswede sahen wir viele ihrer Originale. Sie erinnerten uns stark an die Werke von Claude Monet. Im Nachgang zum Besuch in Worpswede besichtigten wir in der Bremer Böttcherstrasse das Paula Modersohn-Becker Museum. Es ist das weltweit erste Museum für eine Malerin, präsentiert dauerhaft verschiedene ihrer Meisterwerke und gilt als Hauptwerk expressionistischer Architektur in Deutschland.

Otto Modersohn: Herbst im Moor

Claude Monet: Felder im Frühling

 
 

Am 25. September 2018 erlebten wir bei klarem Himmel den hundertsten Vollmond, seit wir am 18.8.2010 unser Schiff im holländischen s'Hertogenbosch übernommen hatten. Bernadette hat zu diesem Jubiläum ein über 80-seitiges Fotobuch unserer Fahrten, Gäste, Erlebnisse und Erfahrungen zusammengestellt. Es ist ein Unikat. Wer es sehen will, ist eingeladen, uns auf unserem Schiff zu besuchen.

Mit Beginn Oktober setzten wir wieder Kurs auf unseren Winterhafen am Tiefen See in Potsdam und durften auf dieser Strecke wechselweise mit Gästen an Bord fahren, was für viel Abwechslung sorgte und dank dem ausserordentlich schönen Sommer mit warmen Tagen bis im Oktober allen Gästen das Leben auf dem Wasser in schönster Form vorführte.

 
 

Freddy, Bruder von Bernadette

Hannes, unser Sohn

Barbara

Freddy, Bruder von Bernadette, reiste mit uns von Bremen nach Wolfsburg.

Hannes, unser Sohn, und sein Freundespaar Barbara und Christian kamen in Wolfsburg an Bord, besichtigten die Autostadt und reisten mit uns über Burg und Genthin (Ausflug nach Kloster Jerichow) nach Rathenow, wo wir gemeinsam den Kunsthof von Hans und Karin besuchten.

Wilfried und Elke

Wilfried und Elke reisten mit uns von Rathenow über Werder nach Potsdam. Wir hatten sie zuvor in Minden kennengelernt. Elke war in einer Berufsschiffer-Familie aufgewachsen und hatte nach vielen Jahren an Land "Heimweh nach der Kajüte". Sie und wir genossen die Schönwetter-Reise über die Havel sehr. Es war der Beginn einer Freundschaft, die in der Folge zu weiteren schönen gemeinsamen Erlebnissen führen sollte.

 
 

Nun waren wir am Ende unserer ausgedehnten und reichhaltigen Reise angelangt. Zurück im gastfreundlichen Yachthafen am Tiefen See in Potsdam wurden wir mit offenen Armen empfangen. Wir hatten viel zu erzählen. Die Wintermonate verbringen wir am gleichen Liegeplatz wie die zwei Winter zuvor und widmen uns ganz der Kultur und dem Leben in Potsdam und Berlin.

 
 

Wir sind gespannt auf alles, was uns da noch erwartet. Bernadette arbeitet bereits fleissig an ihrem traditionellen Adventskalender und Mitte November ist die Zeit bereits reif, um das Schiff weihnächtlich zu schmücken und mit Lichterketten zu bekränzen.

 
 

Wir wünschen Euch allen eine frohe Festtagszeit, einen guten Rutsch ins Neue Jahr und grüssen Euch ganz herzlich.

 

 

       

 

 

www.dagens2.ch

www.dagens-2.blogspot.com

 

 

Seit dem 17.Oktober 2018 sind wir wieder in der Marina am Tiefen See in Potsdam.

 

 

Unsere postalische Adresse bis 2.4.2019 lautet:

Bernadette und Heinz Gubler

an Bord von MS Dagens 2

Marina am Tiefen See

Schiffbauergasse 8

D - 14467 Potsdam

 (Die Mailadressen gelten unbeschränkt weiter.)

 

 

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